Tag 4 - Ankunft in Villa Rica und Aufstieg nach San Geronimo

Nach einer Stunde Fahrt durch die Armenviertel Limas zum Flughafen ging es mit einer relativ kleinen Propellermaschine nach Mazamari, auf der anderen Seite der Anden. Dort gibt es einen kleinen Militärflughafen, an welchem ich von einer Fenya, einer Freiwilligen von Chance e.V., abgeholt wurde, um nach drei Stunden Autofahrt endlich in Villa Rica anzukommen. Villa Rica ist eine große Stadt, die weltbekannt für ihren Kaffee ist. - Kaffee ist übrigens eine Pflanze, die den Regenwald und das Ökosystem meistens nachhaltig zerstört.
In Villa Rica liegt auch das Projektzentrum von Chance e.V., von wo aus Expeditionen in die Gemeinschaften (Comunidades) der Yanesha unternommen werden, die alle im größeren Umkreis der Stadt liegen. Bis zu 20 Mitarbeiter leben oder arbeiten dort und kümmern sich um die Belange der Comunidades, das BNE-Bildungsprogramm, das Patenkinderprogramm und die Vermessung und Pflege des Regenwaldschutzgebietes.

Nach einer (kurzen!) Nacht und einem sehr leckeren Frühstück (Mango mit Quinoa!) ging es dann am nächsten Morgen mit dem Jeep los in Richtung Regenwald zur Dorfgemeinschaft San Geronimo. Eine Stunde dauerte die Autofahrt und diese war wirklich keine schöne Angelegenheit!

Zuerst ging es durch die Zeugnisse der Zerstörung des Regenwaldes:
- Schnellwachsende Eukalyptusbäume und Kiefern für die Holzindustrie, die dem Boden innerhalb weniger Jahre das Wasser entziehen

- Kaffeeplantagen im Schatten der Eukalyptusbäume, die den Boden ebenfalls auslaugen

- ganze Berghänge voller Ananasplantagen, die den Boden austrocknen

- überall schnellwachsendes, von deutschen eingeführtes, Elefantengras, welches zur Rinderfütterung gedacht ist und die lokale Fauna erstickt

- Von Schlamm verseuchte braune Flüsse (Ohne Primärregenwald als Sonnen- und Wasserschutz trägt der viele Regen die Erde in die Flüsse (Erosion), der Schlamm erstickt jegliche Flusstiere wie Krebse, viele Fischarten und Mikroben und das Wasser ist untrinkbar)

- Rinder, die schädlichste aller Landwirtschaftsarten für das Ökosystem, (Bäume müssen für Weideflächen gefällt werden, die Rinder fressen alles kahl und verdichten den Boden mit ihrem großen Gewicht, was wieder Erosion begünstigt)
- Kaputte Straßen (von korrupten Beamten minderwertig ausgeführter Straßenbau, um Geld zu klauen macht jede Autofahrt zu einem Achterbahn-ähnlichen Abenteuer und das Wort "Schlagloch" wäre eine nicht zutreffende Verniedlichung)

- Immer wieder begegneten wir Lastwagen, die die Schätze des Regenwaldes abtransportierten (Holz, Früchte etc.)

 

Nach ca. 40 Minuten kamen wir dann langsam im Gebiet mit Primärwald an und der Unterschied war sofort zu bemerken:
- die Flüsse führten klares Wasser

- der Wald war vielfältig und voller

- die Straße hatte "nur noch" Schlaglöcher und war besser zu befahren

 

Übrigens ging die Autofahrt von 2000 Höhenmeter herunter auf etwa 800m. 2000 Meter wären in Europa das Hochgebirge der Alpen, also kahle Berghänge und wenig Pflanzen. In Peru liegt die Baumgrenze aber bei 4000 Metern und bis dahin gedeiht der Hochlandregenwald, eines der artenreichsten Ökosysteme des Planeten.

 

Nach einer Stunde kamen wir dann an einer Brücke an. Von da aus wanderten wir eine Stunde den Berg hinauf zur Comunidad San Geronimo. Pablo war auch mit dabei, den hatten wir auf dem Weg zu Hause abgeholt. Bei der Gelegenheit konnte ich ihm das Geschenk des BNE Junior Teams übergeben: Ein T-Shirt, das ihn zum Ehrenmitglied ernennt. Wie man sehen kann, freute er sich sehr über die Geste.
Es ging also über Stock und Stein, durch knietiefen Schlamm und durch ganze Flüsse hindurch. Dies waren meine ersten Erfahrungen im Regenwald. Und ich muss sagen, dass ich nicht viel mitbekam, weil ich so beschäftigt damit war nicht auszurutschen und hinzufallen. Kurz vor San Geronimo mussten wir dann noch einen knietiefen Fluss durchwaten. Da blieb kein Gummistiefel von innen trocken. Aber dann waren wir endlich in San Geronimo angekommen und wurden schon erwartet...