Übernachten im Regenwald - Tag 10, 11 und 12

Jetzt beginnt das größte Abenteuer! Von Dienstag bis Donnerstag besuche ich das mein-Regenwald Schutzgebiet von Chance e.V., welches wir auch mit der OBS Berenbostel unterstützen. Ich werde zwei Nächte mit den Waldhütern von Chance e.V. verbringen und hoffentlich ein paar Tiere sehen. Also: Klamotten in Tarnfarben eingepackt und Los!

 

- Anreise: 5 Stunden Autofahrt, verrückt, wie man sich an die Dimensionen hier gewöhnt. Kommt mir schon gar nicht mehr komisch vor für eine Strecke 5h zu brauchen. Fredy, der Forstingenieur und Leiter des Schutzgebietes fährt manchmal morgends in das Schutzgebiet und am selben Tag Abends zurück...

- Die Fahrt ging wieder durch super viele zerstörte Gebiete (Brandrodung) und verarmte indigene Gemeinschaften. Ananas Plantagen en masse mit einem trockenen und heissen Klima - und das im März in der Regenzeit. Ohne Wald gibt es keinen Schatten und keinen Regen. Ananasplantagen halten 5 Jahre und auch nur mit chemischem Dünger und Glyphosat, danach ist der Boden "aufgebraucht". Im Hintergrund sah man aber bereits das Schutzgebiet über dem der Nebel und die Regenwolken hingen, also ein Schimmer der Hoffnung am Horizont!
- Ankunft am Kontrollposten der Waldhüter von Chance e.V., die mit uns im Dschubgel übernachten würden
- Mittagessen auf einem kleinen aber sehr vielfältigen Bauernhof (Schweine, Hühner, Enten, Fischteich, Yucca, Pituka, Mais, Kaffee, Orange, Goiaba und weitere Früchte, deren Namen ich nicht kenne) im letzten Dorf vor der Concession:
1. Gang Hühnersuppe
2. Gang Pilze und Salat aus dem Regenwald
3. Gang Gemüsereis mit Ente
4. Gang verschiedene Früchte
Dazu Zitrone und selbstgemachter Fruchtsaft
Ein Festmahl!
- Dann ging es gegen halb vier zu Fuß und mit allem Gepäck in den Wald (Mit von der Partie: Fenya, Fredy und Kenjy und Joel, die beiden Waldhüter)
- Als wir in den wald gingen sah ich zum ersten mal einen "cerotch", also den Vogel nach dem mich die Yanesha benannt haben, ein gutes Omen!?
- Unterwegs ins Camp: verschiedenste - auch essbare - Pflanzen, z.b. Erdbeeren und eine sauer schmeckende Grünpflanze, Tierspuren und Insekten
- Flüsse durchqueren (das war nicht einfach, weil es viel geregnet hatte und die Füße wurden nass)
- gegen 18 Uhr Ankunft im Camp der Waldhüter (Camp = zwei Plastikplanen in der Nähe des Flusses)
- Der Regenwald sieht an keiner Stelle gleich aus, Dornengestrüpp, hohe moosbewachsene Bäume, Lianen, Orchideenarten, die am Boden und vor allem auf Bäumen wachsen, Pilze in allen Formen und Farben, jedes Mal, wenn man sich umguckt denkt man man ist in einem anderen Wald
- Interessant: man sieht eigentlich nie den Boden, weil so viel tote Biomasse verwest. Blätter, meterdicke zerfallene Bäume, Stöcke, Äste, Steine, Wurzeln, Schlamm... so richtig weiss man nie worauf man gerade herum läuft...
- Im Camp dann: Zelte aufbauen, Feuer machen (klappte nicht, weil im Nebelwald kein trockenes Holz vorhanden), mit dem Gaskocher Milchreis zubereiten, noch ein bisschen quatschen und dann ins Bett

- Geschlafen haben wir recht lange und relativ gut. Es regnete nicht, nur vom Boden kam ein bisschen Feuchtigkeit ins Zelt, wir blieben aber trocken.

Ein ganzer Tag im Regenwald
- Frühstück: Reis mit Schwein, Paprika und Frühlingszwiebel
- Morgenspaziergang (ca. 2h), um Orchideen, Pilze und Tiere kennenzulernen, Highlights: Wir sahen einen Felsenhahn (schöner, leuchtend roter Vogel, oben im baum beim Essen) und einen blauen Riesenschmetterling
- Mittagessen im Camp: Hähnchen ala Coca Cola mit reis vom Frühstück (gewöhnungsbedürftig aber für ein Camping Essen in der Wildnis hinreichend gut)
- Danach ein zünftiger und intensiver Regenguss
- Weil ich mich in der nacht erkältet hatte und nicht ganz fit war, entschieden wir uns abzubauen und zum Posten zurückzukehren
- Der Rückweg war noch einmal super schön, wir sahen zwei Felsenhähne auf einmal, fingen einen blauen Riesenschmetterling ein, besuchten zwei tolle wasserfälle und sahen eine wie ich fand wunderschöne Würgefeige

- Zurückzukehren war eine gute Entscheidung, weil es am Abend noch einmal heftigst zu regnen begann
- Am Posten bekam ich dann eine Hausmedizin der Waldhüter zubereitet, einen"Calientito". Es wurde eine geselliger Abend, denn die (durchaus positiven) Einflüsse auf den Stoffwechsel von Selbstgebranntem aus dem Dorf in Verbindung mit Nelke, Zimt, Zitrone und Zucker sind nicht zu verneinen! 
- Die Nacht war also kurz, denn natürlich teilte ich meine Medizin und schliesslich nächtigte ich im Jeep (denn im Posten waren mir zu viele Ameisen, Kakerlaken und Spinnen mit von der Partie)
- Nach der anstrengenden Nacht ging es dann zurück nach Villa Rica (4,5h Autofahrt), zum Abschied zeigte sich noch einmal ein Cerotch, ein Tukan und es gab erneut ein fürstliches Drei Gänge Frühstück auf dem Bauernhof
- Jetzt stehen noch zwei Tage Entspannung und Verarbeiten der Eindrücke (mit u.a. Elizabeths Geburtstag) an und dann geht es auch schon zurück nach Deutschland. Gerade bin ich jedenfalls völlig erschöpft und vollgesogen mit ganz vielen Eindrücken, die es in der Folgezeit zu verarbeiten gilt!